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Das Ego muss Sterben

Der Weg zu mehr Innovation und Genialität. Im Gespräch mit Leadership-Coach Sonja Becker.


Ob Steve Jobs, Michail Gorbatschow, Heidi Klum, Leonardo da Vinci, Christoph Kolumbus oder Johann Wolfgang von Goethe: Geniale Geister haben eines gemeinsam: Das Ego musste sterben; Seele und Geist wurden wach – so formuliert es Sonja Becker,international angesehener und agierender Leadership Coach. Viele Top-Manager, Politiker, Musiker, Wissenschaftler, Filmproduzenten, Gründer, Entdecker und Schriftsteller stellen sich die Frage, wie sich ihre inneren Kräfte mobilisieren lassen, um das volle Potenzial zu entdecken. Yoga-Kurse, Besinnungswochenenden und Aufmerksamkeitstrainings sind en vogue. Doch helfen diese wirklich, wenn es darum geht, die eigene Genialität zu entfalten? Wie gelingt die Selbstverwirklichung?

Mehr als 25 Jahre hat Sonja Becker zu diesen Fragen Erfahrungen gesammelt. Als High Performance Leadership Coach trainiert sie selbständige Unternehmer, Führungskräfte und Celebrities in Europa, den USA, Afrika und Asien. Und sie gibt ihr Wissen weiter: Mehr als 2.500 Männer und Frauen haben bei ihr eine Ausbildung als zertifizierte Coaches durchlaufen. Viele Teilnehmer der Leadership-Trainings sind heute Bestseller-Autoren, Geschäftsführer, Unternehmer, bekannte Entertainer und Executive-Coaches. Wir sprachen mit Sonja Becker über das, was uns Menschen wahrscheinlich am intensivsten beschäftigt – über das spannende Verhältnis von Innovation und Genialität. Und über die Möglichkeiten, sich selbst weiter zu entwickeln.

Frau Becker, Sie sagen: Das Ego muss sterben. Das klingt provokant. Schwingen da Selbstaufgabe und Veränderung der eigenen Persönlichkeit mit? Was heißt das denn für Sie ganz genau?
Genialität ist angeboren und vergraben unter der Persönlichkeit und dem Ego des Menschen. Dann sind da viele Talente, Begabungen, Interessen, Berufung und Visionen vorhanden aus der jeweiligen Kultur und die Sozialisation, die uns prägt. Das hat aber noch gar nichts mit der eigenen Genialität und dem eigenen Charakter zu tun. Es braucht eine tiefgreifende Transformation!
Im Kinofilm „Rocketman“, der Lebensgeschichte von Elton John, sieht man, wie er bereits als kleiner Junge seine Genialität ausdrückt. Er kann Musik hören und durch das Klavier widerspiegeln. Zum Glück ist seine Oma wachsam und entdeckt es. Bei Mozart und Michael Jackson waren es die Väter. Bei Boris Becker und Heidi Klum die Eltern. Bei Sophia Loren war es ihr Mann, der auch ihr Mentor war.

Also geht das nicht alleine?
Es braucht ein Gegenüber mit Liebe und Neugier, jemanden, der unterscheiden kann zwischen „normal“ und „genial“. Die Oma von Elton John hat nicht gedacht, der Junge ist zu klein, um genial zu spielen. Sie war wach und liebte ihren Enkel. Eltons Eltern hatten gar kein Interesse an ihm, weil sie nur an sich selbst dachten. In dem Film sieht man sehr schön, wie sich seine Genialität dann entwickelt und auch mit sexueller Befreiung einher geht. Was immer so ist! Dann auch der ganz natürliche Schritt, Global Player zu werden und mit der eigenen Genialität den Zeitgeist zu bereichern und Menschen glücklich zu machen. Bei Elton mit genialen Welthits. Ob Coco Chanel, Enzo Ferrari oder Peter Lindbergh: Sie alle folgten ihrer Leidenschaft und Liebe zum Leben und haben sich auf Service für die Gemeinschaft eingelassen. Das Ego dagegen kennt nur Ausbeute, Konkurrenz und Krieg, egal ob in menschlichen Belangen oder bei Führungsaufgaben.

Gerade die Menschen, mit denen Sie regelmäßig arbeiten, haben doch eigentlich alles, was sie sich wünschen. Eine Führungsposition mit viel Einfluss und einem hervorragenden Gehalt, meist Familie, Haus, Auto, Boot, weltweite Reisen und viele andere Annehmlichkeiten. Was will man denn mehr?
Ja, es kommen Menschen, die frei und wach werden wollen, zu mir. Ihre Genialität freizulegen und zu entwickeln, ist meine Gabe. Für Männer in Führung Radar zu sein, die den Status Quo schon erreicht haben. Denn wenn man alles gelebt hat, bleibt nur noch eine Frage offen. Was ist der Sinn meines Lebens - warum bin ich da? Männer, die Freiheit und Service leben wollen, müssen mit ihrer Genialität in Verbindung sein. Denn nur aus der inneren Harmonie kommen Wahrheit und intelligente Innovationen für die Gesellschaft. Wettbewerbsgerangel und Zerstörung kommen immer noch aus Egoismus, Größenwahnsinn und Dumpfheit - und das im 21. Jahrhundert. Wer will schon auf den Mars umziehen?

Wie sehen Sie Ihre Rolle dabei?
Wir treffen uns auf Schloß Elmau und wir führen einen sehr tiefgreifenden ehrlichen Dialog. Da ich selbst weltweite Spielerin, sehr erfolgreich und selbstverwirklicht bin, kenne ich die Schritte der Transformation in die Genialität und Freiheit ganz genau. Ich kann sie sehen, wenn sie da sind und gelebt werden oder wo es weiter gehen muss. Erfahrungsschatz aus dem Leben im Himmel und dem Segeln an der Kante zur Hölle - null Theorie. Ich habe in diesem Leben schon viele Leben gelebt! Ich war mit 30 Jahren bereits Mutter von fünf Kindern, dann folgte eine großartige internationale Karriere als Unternehmerin und High Performerin mit viel Neid von Freunden und mit großen Feinden. Ich habe eine wunderbare Familie und besondere Männer an meiner Seite. Mein Leben war manchmal ein Thriller und immer ein Abenteuer. Ich kenne mich aus. Führung der Zukunft braucht 80 Prozent People Skills und 20 Prozent Innovation, die nur aus der eigenen Genialität kommen. Mit mir an der Seite bringt weibliche Weisheit die männliche Brillanz in mutigen, liebenden Männern hervor!

Wenn ich erkannt habe, dass ich mein Leben verändern muss und wenn ich diesen Weg gehen möchte – wo fange ich denn an?
Wir treffen uns!